Kommunikation und Pferdeausbildung
Pferdisch.... Der Sprachkurs für alle Pferdebegeisterten
Pferde üben seit jeher eine magische Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Ihre Größe, ihre Stärke und ihr freundliches Wesen ziehen uns in Ihren Bann. Wir haben diese edlen Tiere domestiziert und in unser Leben geholt. Daher haben wir auch die Pflicht, ihnen in unserer Welt ein Leben zu ermöglichen, dass ihre ureigenen Bedürfnisse so gut wie möglich befriedigt. So gehört neben der richtigen Haltung und Fütterung zwingend auch die Erziehung und Ausbildung dazu, um Probleme von vorn herein soweit wie möglich auszuschließen. Schließlich wollen wir ja einen entspannten Partner an unserer Seite, mit dem wir einen grossen Teil unserer Freizeit und unseres Geldes teilen. Der Umgang mit unserem Pferd soll Spaß machen und Freude bereiten.
Wer sich daher mit der Ausbildung und Erziehung von Pferden näher beschäftigt, wird unweigerlich viele Bücher lesen, das Internet befragen und auch Kurse besuchen und Unterricht bei unterschiedlichen Trainern nehmen. Meiner Erfahrung nach ist das für viele ein guter Weg in die richtige Richtung. Es kann aber auch bedeuten, dass man irgendwann das Gefühl bekommt, in einer Flut von unterschiedlichsten Informationen und Meinungen zu ertrinken. Frage 10 verschiedene Menschen und du bekommst 10 verschiedene Antworten. Die große Kunst liegt nun darin, die entscheidenden Informationen zu filtern und auf das Wesentliche zu reduzieren. Auch ich habe über die Jahre alles an Informationen in mich aufgesaugt und versucht, jede neue Info oder Methode in die Tat umzusetzten. Die Verwirrung und der Frust über gescheiterte Versuche wurden leider immer grösser und mein Pferdchen hat mir irgendwann klar und deutlich gezeigt, was es von meiner Taktik hielt. Also habe ich angefangen, mich für das Ausbildungskonzept zu entscheiden, was mir vom Bauchgefühl her am ehesten zugesagt hat. Zudem habe ich begonnen, Parallelen in den unterschiedlichen Konzepten zu finden und Begriffen wie Vertrauen, Klarheit, Struktur, Motivation und Kommunikation auf den Grund zu gehen. Viele dieser Begriffe liest man immer wieder. Ich habe aber festgestellt, dass diese Begriffe zwar in Büchern und im Internet oft zu finden sind, aber meistens nicht erklärt wird, wie es funktioniert und was es eigentlich bedeutet.
Pferde sind Herdentiere und Fluchttiere. Das Überleben ihrer Art in der freien Natur kann nur gesichert werden, wenn klare und eindeutige Strukturen in der Herde bestehen. Alle Signale und Verhaltensweisen sind tief im Pferd verankert. Daher ist es im Umgang mit Pferden unumgänglich, die Lebensweise und das Verhalten der Pferde zu verstehen und in die Ausbildung zu integrieren. Wer ist das Leittier? Was macht überhaupt ein Leittier aus? Wer oder Was bestimmt die Rangordnung? Wem vertraut ein Pferd? Wem folgt das Pferd? Welche Stellung hat ein Pferd in der Herde? Wie kommunizieren Pferde untereinander? Welche Signale senden Pferde aus und wie werden diese gedeutet? Wie versteht mein Pferd meine Signale und meine Körpersprache?
Die Antworten auf diese Fragen sind meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg. Daher kam mir die Idee, all diese Informationen auf das wesentlichste zu reduzieren. In meinem Kurs "Pferdisch" versuche ich, die meiner Meinung nach wichtigsten Grundlagen im Umgang mit unseren Pferden klar und strukturiert zu vermitteln. Schwerpunkt sind die Erläuterung von Respekt und Vertrauen aus Sicht der Pferde, ein kurzer Ausflug in die Besonderheiten der Pferdepsychologie und Denkweise sowie die Bedeutung von Rangordnung und Körpersprache. Der Kurs besteht aus einem theoretischen Teil sowie einer praktischen Demonstration und dauert ca. 2,5 Stunden.
Wer immer tut, was er schon kann,
Bleibt immer das, was er schon ist
( Henry Ford )
Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack...
Der Wächter
Die Wächterfunktion spielt in der Herde und damit in der Ausbildung eine entscheidende Rolle. Der "Wächter" ist in ständiger Alarmbereitschaft und "Checkt" die Umgebung. Bei Gefahr warnt er die anderen Pferde. Damit alle Pferde in der Herde immer wieder auch entspannen und schlafen können, wechseln sich Pferde ab. Was bedeutet das aber für die Zweierherde Mensch - Pferd? Solange ich meinem Pferd nicht deutlich gemacht habe, dass ich derjenige bin der "Aufpasst," wird mein Pferd diese Aufgabe ungewollt übernehmen. Es ist nervös, unruhig und in ständiger Alarmbereitschaft. Es hört mir nicht zu. Im Grundsatz wollen Pferde diese Position nicht einnehmen. Mache ich aber meinem Pferd klar, das es mir vertrauen kann und ich aufpassen werde, wird mein Pferd entspannen und mir damit auch zuhören. Erst jetzt ist eine Ausbildung möglich.
Die Rangordnung
Ich lasse hier bewußt den Begriff "Leittier" außen vor. Wie ein bekannter Trainer es mal formulierte: Ich wiege keine 600 kg und ich kann auch nicht so schnell laufen. Ich fand diese Aussage sehr treffend und es wäre anmaßend zu behaupten, der Mensch könne jemals ein Leittier sein. Ich beschränke mich darauf zu behaupten, dass ich in einer Zweierherde gegenüber meinem Partner Pferd eine ranghöhere Position einnehmen kann. Um in den Augen meines Pferdes ranghöher zu sein, muss ich meinem Pferd beweisen, dass ich für diese Positin besser geeignet bin. Ich habe den "Plan" und weiss was ich tue. In der Herde ist ebenfalls sehr gut zu beobachten, dass nicht das größte oder stärkste Tier automatisch ranghöher ist. Bei uns steht ein Shetty zwischen den "Großen" in der Herde. Und der ist "Chef"...
Was aber bestimmt die Rangfolge aus Sicht der Pferde? Hier mal ein paar Beispiele...
- Der Ranghöhere frisst zuerst
- der Ranghöhere teilt das Futter zu
- der Ranghöhere hat das Recht seinen Standort zu wählen..der Rangniedrige weicht...
"Wer bewegt wen"... ist somit in der Ausbildung entscheidend. " Damit ich ranghöher bin, muss mein Pferd "weichen", wenn ich seinen Standort beanspruche. Auch hat mein Pferd meinen Individualbereich zu respektieren. Dort hat es ohne Einladung nichts zu suchen. Kein Pferd würde den Bereich eines ranghöheren Pferdes ohne Einladung betreten ohne das dies Konsequenzen hätte. Zudem verdient sich der Ranghöhere seine Position. Klare, strukturierte und immer gleiche Signale stärken diese Position, denn Pferde mögen keine Veränderung. Lasse ich mein Pferd z.B an einer bestimmten Stelle grasen, kann ich es ihm beim nächsten mal nicht verbieten. Für uns vielleicht nicht wichtig, für das Pferd aber verwirrend. Kleinigkeiten, die unsere Position aus der Sicht der Pferde schwächen.
Respekt
Pferde sind als Herdentiere natürlich sehr soziale Tiere. Genauso wie bei uns Menschen haben Pferde aber auch einen Individualbereich, in dem ein anderes Pferd ohne Einladung erstmal nichts zu suchen hat. Ich denke, hier sind sich Mensch und Pferd sehr ähnlich. Wer unseren Individualbereich betreten darf hängt sehr stark davon ab, in welcher Beziehung wir zueinander stehen. Stellt euch vor ihr zieht einen unsichtbaren Kreis um euch herum. Der Durchmesser bestimmt euren individuellen Bereich. Nun macht ihr euch gedanklich eine Liste: Wer darf diesen Kreis betreten und wann?
Nun stellt euch vor, euer Pferd ist euer bester Freund....und dieser Freund knabbert dauern an eurem Ohr oder streichelt euch im Gesicht. Ich persönlich würde es vielleicht eine kurze Zeit dulden und ihm dann klar und deutlich zeigen, was ich davon halte. Wenn ich also von gegenseitigem Respekt spreche, so möchte ich, das mein Pferd meinen Individualbereich "respektiert". Ohne Einladung hat es da nichts zu suchen. Genauso versuche ich aber auch den Bereich meines Pferdes zu respektieren, indem ich es nicht ohne Grund ständig anfasse und überall streichel. Das würde ein ranghöheres Pferd auch nicht machen. Damit stärke ich wiederum auch meine Position gegenüber dem Pferd.
Vertrauen
Da ist es wieder. Das Wort, das in fast jedem Lehrbuch an erster Stelle steht. "Vertrauen". Doch was bedeutet es eigentlich aus der Sicht der Pferde und wie kann ich das Vertrauen meines Pferdes gewinnen?
Nehmen wir mal ein Kind, das von einem Klettergerüst in die offenen Arme des Vaters springt. Würde sich das Kind dies auch bei einer fremden Person trauen? Und wie lange dauert es bis wir als Mensch einem anderen Menschen vertrauen können.
Im Gegensatz zum Pferd sind wir allerdings keine Beutetiere. Unsere Eltern haben uns auf alle Gefahren unseres Lebensraumes vorbereitet und wir sind nicht mit einem Fluchtinstinkt ausgestattet.
Pferde sind von Natur aus Beutetiere. Der Fluchtinstinkt ist tief in ihren Genen verwurzelt. Jede noch so kleine Veränderung in ihrem Lebensraum kann für ein Pferd den sicheren Tod bedeuten. Versucht einmal eine angsteinflößende Situation aus dem Blickwinkel des Pferdes zu sehen. Das Pferd hat in diesem Moment eventuell "Todesangst". Das es in den meisten Fällen trotzdem nicht durchgeht und flüchtet ist schon ein Vertrauensbeweis. In der Natur ist die Herde der einzige Schutz. Klare Strukturen und Rangordnungen sichern das Überleben der Tiere. Rangniedrige Tiere folgen und vertrauen den ranghöheren Tieren und genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Habe ich mir als Mensch eine ranghöhere Position erarbeitet und wird diese Position von meinem Pferd akzeptiert, dann habe ich den ersten großen Schritt schon getan. Man muss bedenken, dass wir Menschen unser Pferd regelmäßig aus seiner pferdischen Herde "herausreißen". Für uns ein normaler Ablauf, für das Pferd bedeutet es aber, den Schutz der Herde zu verlieren. Jetzt ist es an uns Menschen unserem Pferd verständlich zu machen, dass es bei uns genauso sicher ist wie in der Herde.Man muss aber bedenken, dass auch Pferde sich ihre Partner aussuchen. Dabei sind sie genauso wählerisch wie wir Menschen. Eine Beziehung muss also wachsen. Das kann Wochen aber auch Monate oder Jahre dauern.